Arbeitsrecht in Portugal: Was Arbeitnehmer und Arbeitgeber wissen müssen
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Arbeitsrecht in Portugal: Was Arbeitnehmer und Arbeitgeber wissen müssen

Einleitung: Das portugiesische Arbeitsrecht im Überblick

Ob Sie als Arbeitnehmer nach Portugal ziehen oder als Unternehmer Mitarbeiter einstellen wollen – ein grundlegendes Verständnis des portugiesischen Arbeitsrechts ist unerlässlich. In diesem Artikel erfahren Sie alles über Arbeitsverträge, Kündigungsschutz, Urlaubsregelungen und weitere wichtige Aspekte des Arbeitsrechts in Portugal.


Arbeitsverträge in Portugal – Welche gibt es?

In Portugal existieren hauptsächlich drei Arten von Arbeitsverträgen:

1. Unbefristeter Arbeitsvertrag („Contrato sem termo“)

  • Standardvertrag ohne festes Ende

  • Bietet maximale Sicherheit und Kündigungsschutz für Arbeitnehmer

  • Empfohlen bei langfristigen Arbeitsverhältnissen

2. Befristeter Arbeitsvertrag („Contrato a termo certo“)

  • Festgelegte Laufzeit (maximal drei Jahre, inklusive Verlängerungen)

  • Wird häufig bei temporären Projekten oder saisonaler Arbeit genutzt

3. Teilzeitvertrag („Contrato a tempo parcial“)

  • Festgelegte Arbeitszeiten von weniger als 40 Stunden pro Woche

  • Ideal für flexible Arbeitszeitgestaltung

https://diariodarepublica.pt/dr/lexionario/termo/trabalho-tempo-parcial


Arbeitszeiten und Überstundenregelungen in Portugal

In Portugal gelten klare Regeln für Arbeitszeiten:

  • Standardarbeitszeit: 40 Stunden pro Woche, verteilt auf 5 Tage

  • Überstunden: Maximal 2 Stunden pro Tag, 175 Stunden pro Jahr

  • Überstundenvergütung: 25 % Zuschlag in der ersten Stunde, danach 37,5 %

Die gesetzliche Regelung soll Überbelastung verhindern und faire Arbeitsbedingungen sicherstellen.


Urlaub und Feiertage in Portugal – Ihre Rechte als Arbeitnehmer

In Portugal haben Arbeitnehmer Anspruch auf:

  • Urlaubstage: mindestens 22 Arbeitstage pro Jahr

  • Gesetzliche Feiertage: 13 nationale Feiertage pro Jahr, plus regionale Feiertage

Arbeitnehmer haben zusätzlich Anspruch auf Urlaubsgeld („Subsídio de férias“) und Weihnachtsgeld („Subsídio de Natal“), jeweils etwa ein Monatsgehalt.


Kündigungsschutz in Portugal – Wann und wie kann gekündigt werden?

Portugal bietet Arbeitnehmern starken Kündigungsschutz:

  • Probezeit: bis zu 90 Tage (Verlängerung möglich bei Führungskräften bis zu 180 Tage)

  • Kündigungsfristen für Arbeitnehmer: in der Regel 30 Tage

  • Kündigungsfristen für Arbeitgeber: abhängig von der Betriebszugehörigkeit, typischerweise zwischen 30 und 75 Tagen

Eine Kündigung durch den Arbeitgeber ist nur unter bestimmten Bedingungen zulässig (z.B. wirtschaftliche Gründe, Fehlverhalten des Arbeitnehmers).


Mindestlohn und Gehälter in Portugal

Der gesetzliche Mindestlohn („Salário mínimo nacional“) beträgt aktuell (Stand 2024):

  • 810 Euro brutto pro Monat (14 Gehälter jährlich)

  • Viele Branchen zahlen höhere tarifliche Mindestlöhne

Gehälter werden in Portugal meist 14-mal pro Jahr ausgezahlt (monatlich plus Urlaubsgeld und Weihnachtsgeld).


Elternzeit und Mutterschutz – Regelungen in Portugal

Eltern in Portugal genießen guten Schutz und umfangreiche Leistungen:

  • Mutterschutz: 120 Tage bezahlte Elternzeit (100 % Gehalt), verlängerbar auf 150 Tage (80 % Gehalt)

  • Vaterschaftsurlaub: bis zu 20 Arbeitstage (100 % Gehalt)

  • Elternzeit: flexibel zwischen Elternteilen aufteilbar


Rechte und Pflichten des Arbeitgebers in Portugal

Arbeitgeber in Portugal sind verpflichtet:

  • Verträge schriftlich abzuschließen und klar zu definieren

  • Pünktliche Zahlung von Gehältern und Sozialversicherungsbeiträgen

  • Einhaltung von Sicherheitsvorschriften und Arbeitsschutzmaßnahmen

  • Gewährung von Urlaub und Beachtung gesetzlicher Feiertage

Arbeitgeber haben das Recht, die Arbeitsleistung gemäß Arbeitsvertrag einzufordern und bei Nichterfüllung disziplinarisch vorzugehen.


Typische Fehler im Umgang mit dem Arbeitsrecht vermeiden

Um Ärger zu vermeiden, sollten folgende Fehler vermieden werden:

  • Keine schriftlichen Arbeitsverträge: Verträge sollten immer schriftlich fixiert werden, um Streitigkeiten vorzubeugen.

  • Fehlerhafte Gehaltsabrechnung: Sozialabgaben und Steuern müssen exakt berechnet und abgeführt werden.

  • Ignorieren der gesetzlichen Kündigungsfristen: Kündigungsfristen sind strikt einzuhalten, sonst drohen hohe Bußgelder.


Praktisches Beispiel: Kündigungsfristen im Überblick

Beschäftigungsdauer Kündigungsfrist Arbeitgeber Kündigungsfrist Arbeitnehmer
Unter 1 Jahr 15 Tage 15 Tage
1–5 Jahre 30 Tage 30 Tage
5–10 Jahre 60 Tage 30 Tage
Über 10 Jahre 75 Tage 30 Tage

Checkliste: Was Sie zum Arbeitsrecht in Portugal beachten müssen

  • Arbeitsverträge schriftlich abschließen und sorgfältig prüfen

  • Regelungen zu Arbeitszeit und Überstunden kennen

  • Mindestlohn und tarifliche Regelungen einhalten

  • Kündigungsfristen genau beachten und dokumentieren

  • Urlaub und Sonderzahlungen (Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld) korrekt berechnen

  • Sozialversicherungsbeiträge pünktlich abführen


Häufig gestellte Fragen (FAQ)

  • Ist ein mündlicher Arbeitsvertrag in Portugal gültig?
    Ja, aber schriftliche Verträge sind dringend empfohlen, um Streitigkeiten zu vermeiden.

  • Kann ich meinen Arbeitnehmer jederzeit kündigen?
    Nein, Kündigungen benötigen triftige Gründe und müssen rechtlich abgesichert sein.

  • Habe ich Anspruch auf Weihnachts- und Urlaubsgeld?
    Ja, Arbeitnehmer in Portugal erhalten beide Sonderzahlungen gesetzlich garantiert.


Fazit: Klarheit und Sicherheit durch Kenntnis des Arbeitsrechts

Ein solides Verständnis des portugiesischen Arbeitsrechts hilft Arbeitgebern und Arbeitnehmern, ihre Rechte und Pflichten klar zu kennen und einzuhalten. Wer Verträge sorgfältig gestaltet, Fristen beachtet und die Regelungen zu Kündigung, Urlaub und Vergütung versteht, kann rechtliche Risiken minimieren und entspannt in Portugal arbeiten oder Mitarbeiter beschäftigen.