Ein historisches Wiedergutmachungsprogramm: Seit 2015 gewährt Portugal Nachfahren der im 15. und 16. Jahrhundert vertriebenen sephardischen Juden die Staatsbürgerschaft. Dieses weltweit einzigartige Gesetz ermöglicht es Millionen von Menschen, nach über 500 Jahren “nach Hause” zurückzukehren – ohne jemals in Portugal leben zu müssen.

Die wichtigsten Fakten 🔯

Historischer Hintergrund

Die Vertreibung (1496-1497) 📜

Unter König Manuel I. wurden Juden vor die Wahl gestellt: Konversion zum Christentum oder Ausweisung. Viele flohen nach Nordafrika, ins Osmanische Reich, nach Amsterdam oder in die Neue Welt. Diese iberischen Juden – Sephardim genannt (Sepharad = Spanien/Iberien auf Hebräisch) – bewahrten über Jahrhunderte ihre Kultur, Sprache (Ladino) und Traditionen.

Das Wiedergutmachungsgesetz (2013-2015) ⚖️

2013 verabschiedete das portugiesische Parlament einstimmig ein Gesetz zur Wiedergutmachung. Nach zweijähriger Vorbereitung trat es 2015 in Kraft. Die Botschaft: Portugal erkennt das historische Unrecht an und heißt die Nachfahren wieder willkommen.

Bemerkenswerte Statistik: 2021 gingen 77% aller im Ausland erteilten portugiesischen Staatsbürgerschaften an sephardische Nachfahren!

Wer ist berechtigt?

Grundvoraussetzung 🌳

Sie müssen nachweisen, dass Sie von sephardischen Juden abstammen, die von der Iberischen Halbinsel vertrieben wurden. Dies umfasst:

Anerkannte Nachweise

Genealogische Beweise:

Kulturelle Verbindungen:

Dokumentarische Belege:

Der Antragsprozess im Detail

Schritt 1: Zertifikat einer jüdischen Gemeinde 📋

Portugal akzeptiert nur Zertifikate von zwei Gemeinden:

Comunidade Israelita de Lisboa (CIL)

Comunidade Israelita do Porto (CIP)

Was die Gemeinden prüfen:

Schritt 2: Hauptantrag vorbereiten 📑

Erforderliche Dokumente:

Wichtig: Alle Dokumente müssen ins Portugiesische übersetzt und apostilliert werden!

Schritt 3: Antrag einreichen 📮

Online-Einreichung:

Persönliche Einreichung:

Schritt 4: Wartezeit und Prüfung ⏳

Aktuelle Bearbeitungszeiten:

Das Justizministerium prüft:

Schritt 5: Entscheidung und nächste Schritte ✅

Bei Genehmigung:

Typische sephardische Namen

Häufige portugiesisch-sephardische Familiennamen:

A-H: Abravanel, Aboab, Azevedo, Barros, Benveniste, Cardoso, Castro, Costa, Dias, Fernandes, Franco, Gomes, Henriques

I-P: Israel, Levi, Lopes, Machado, Mendes, Miranda, Montefiore, Navarro, Nunes, Oliveira, Pereira, Pinto

Q-Z: Ribeiro, Rodrigues, Santos, Silva, Sousa, Teixeira, Torres, Vaz, Vidal, Zacuto

Achtung: Ein sephardischer Name allein reicht nicht! Sie brauchen zusätzliche Beweise.

Kosten im Überblick 💶

Posten Kosten
Gemeindezertifikat 250-600 €
Antragsgebühr Staat 250 €
Übersetzungen 500-2.000 €
Apostillen 200-500 €
Genealoge (optional) 1.000-5.000 €
Anwalt (optional) 2.000-5.000 €

Gesamtkosten: 1.500-4.000 € (ohne professionelle Hilfe)

Aktuelle Entwicklungen und Änderungen 📰

Diskutierte Verschärfungen (2024)

Die portugiesische Regierung erwägt:

Status: Noch keine Gesetzesänderung verabschiedet, aber Eile ist geboten!

Vergleich mit Spanien 🇪🇸

Spaniens ähnliches Gesetz endete Oktober 2019:

Portugal bleibt (noch) liberaler!

Häufige Herausforderungen

Problem 1: Fehlende Dokumente 🔍

Lösungen:

Problem 2: Lange Wartezeiten ⏰

Tipps:

Problem 3: Zweifel an der Abstammung 🤔

Verstärkende Faktoren:

Erfolgsgeschichten 🌟

David aus New York: “Meine Familie bewahrte 500 Jahre lang Ladino-Lieder. Mit alten Briefen und dem Familiennamen Levy erhielt ich nach 18 Monaten den Pass.”

Sarah aus Tel Aviv: “Die Ketubba meiner Urgroßeltern aus Thessaloniki zeigte unsere portugiesischen Wurzeln. Die Gemeinde in Porto war sehr hilfsbereit.”

Manuel aus São Paulo: “Als Nachfahre von Cristãos-Novos war es schwieriger, aber Inquisitionsakten aus Torre do Tombo bewiesen unsere Geschichte.”

FAQ – Häufig gestellte Fragen ❓

Muss ich jüdisch sein? Nein, nur die Abstammung zählt. Viele Antragsteller sind heute Christen oder säkular.

Kann ich meine Familie mit einbeziehen? Ehepartner und minderjährige Kinder können separate Anträge stellen.

Verliere ich meine aktuelle Staatsbürgerschaft? Nein, Portugal erlaubt Mehrfachstaatsbürgerschaften.

Muss ich nach Portugal ziehen? Nein, es gibt keine Aufenthaltspflicht.

Gilt das auch für Nachfahren aus Brasilien/Lateinamerika? Ja! Viele Sephardim flohen in die Neue Welt.

Professionelle Unterstützung

Wann Sie Hilfe brauchen:

Wo Sie Hilfe finden:

Spezialisierte Genealogen →

Anwälte für sephardische Anträge →

Jüdische Gemeinden in Portugal →

Alternative Wege zur Staatsbürgerschaft

Falls der sephardische Weg nicht möglich ist:

Nächste Schritte 🚀

  1. Familienforschung starten – befragen Sie ältere Verwandte
  2. Namen prüfen – gleichen Sie mit sephardischen Listen ab
  3. Dokumente sammeln – je älter, desto besser
  4. Gemeinde kontaktieren – Lisboa oder Porto
  5. Zeitplan erstellen – rechnen Sie mit 2-3 Jahren

Schlusswort

Das portugiesische Gesetz für sephardische Juden ist mehr als nur ein Verwaltungsakt – es ist eine historische Geste der Versöhnung. Nach über 500 Jahren öffnet Portugal seine Türen für die Nachfahren derer, die einst vertrieben wurden.

“Ihr seid nicht Fremde, sondern unsere Brüder, die nach Hause zurückkehren.” – Portugiesisches Parlament, 2013

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Die Rückkehr nach Sepharad ist möglich. Mit Geduld, guten Beweisen und der Hilfe der jüdischen Gemeinden können Sie Teil der portugiesischen Nation werden – und damit das Rad der Geschichte ein Stück weit zurückdrehen.