Einführung: Warum Portugal ideal für deutsche Unternehmer ist

Portugal bietet für deutsche Unternehmer zahlreiche Vorteile: Niedrige Unternehmenssteuern, attraktive Förderprogramme und eine wachsende Wirtschaft. Immer mehr Deutsche entscheiden sich daher für die Firmengründung in Portugal. In diesem Leitfaden erklären wir Schritt-für-Schritt, wie Sie erfolgreich ein Unternehmen in Portugal gründen können.

Der portugiesische Markt ist besonders attraktiv durch seine strategische Lage als Brücke zwischen Europa, Afrika und Südamerika. Die wirtschaftliche Entwicklung des Landes in den letzten Jahren, zusammen mit einer steigenden Anzahl internationaler Investoren, schafft ein dynamisches Umfeld für Unternehmensgründungen.

Vorteile einer Firmengründung in Portugal

Portugal ist besonders für deutsche Unternehmer attraktiv aus folgenden Gründen:

Niedrige Unternehmenssteuer mit einem Körperschaftsteuersatz von meist 21% oder niedriger, mit Sonderregelungen für kleine und mittlere Unternehmen.

Vereinfachte bürokratische Prozesse und schnelle Gründung, oft innerhalb weniger Tage dank digitalisierter Verwaltungsprozesse.

Zugang zum EU-Binnenmarkt und starke Handelsbeziehungen zu ehemaligen portugiesischen Kolonien wie Brasilien, Angola und Mosambik.

Förderprogramme und finanzielle Anreize für Start-ups und KMU, besonders in Bereichen wie Technologie, erneuerbare Energien und Tourismus.

Hohe Lebensqualität und gutes Geschäftsumfeld mit stabiler politischer Lage, moderner Infrastruktur und gut ausgebildeten Fachkräften.

IAPMEI – Agentur für Wettbewerbsfähigkeit und Innovation

Unternehmensformen in Portugal: Überblick und Entscheidungshilfe

In Portugal gibt es verschiedene Rechtsformen zur Unternehmensgründung, die je nach Geschäftsmodell, Größe und Haftungsanforderungen gewählt werden können:

Sociedade por Quotas (Lda.)

Die häufigste Form einer GmbH in Portugal mit folgenden Merkmalen:

  • Einfache Gründung mit mindestens einem Gesellschafter
  • Minimale Haftung der Gesellschafter (beschränkt auf ihre Einlage)
  • Stammkapital ab 1 Euro möglich (obwohl höhere Beträge empfehlenswert sind)
  • Flexible Verwaltungsstruktur
  • Geeignet für kleine bis mittlere Unternehmen

Sociedade Anónima (S.A.)

Aktiengesellschaft für größere Unternehmen mit folgenden Charakteristika:

  • Mindestkapital von 50.000 Euro
  • Mindestens fünf Aktionäre erforderlich
  • Komplexere Verwaltungsstruktur mit Vorstand
  • Besserer Zugang zu Kapitalmarktfinanzierung
  • Geeignet für größere Unternehmen oder solche mit Expansionsplänen

Einzelunternehmen (Empresário em Nome Individual)

Einfachste Form der Unternehmensgründung:

  • Keine Trennung zwischen Privatvermögen und Firmenvermögen
  • Einfach und günstig zu gründen
  • Volle persönliche Haftung
  • Geeignet für Kleinunternehmer und Handwerker

Freiberufler (Trabalhador Independente)

Besonders für Selbstständige in freien Berufen:

  • Besonders einfach für kleinere Unternehmen
  • Geringere Bürokratie und Buchhaltungsanforderungen
  • Volle persönliche Haftung
  • Geeignet für Berater, Kreative und andere Einzelunternehmer

Die Wahl der Unternehmensform sollte nach sorgfältiger Überlegung und idealerweise nach Beratung durch einen Rechtsanwalt oder Steuerberater getroffen werden, da sie weitreichende Folgen für Haftung, Besteuerung und Verwaltungsaufwand hat.

Portal do Cidadão – Informationen zur Unternehmensgründung

Schritt-für-Schritt Anleitung zur Firmengründung (Lda.)

Die Sociedade por Quotas (Lda.) ist die beliebteste Unternehmensform in Portugal, vergleichbar mit der deutschen GmbH. Hier ist der Prozess zur Gründung einer solchen Gesellschaft:

Schritt 1: Beantragung der Steuernummer (NIF)

Vor der Firmengründung benötigen Sie die portugiesische Steuernummer (Número de Identificação Fiscal, NIF):

  • Erhältlich beim portugiesischen Finanzamt (Autoridade Tributária)
  • Erforderlich für alle finanziellen und rechtlichen Transaktionen
  • Für Nicht-Residenten wird ein Steuervertreter in Portugal benötigt
  • Mitzubringende Dokumente: Personalausweis/Reisepass, Adressnachweis

Schritt 2: Festlegung von Name und Tätigkeit

Die Wahl des Firmennamens und der Tätigkeitsbeschreibung:

  • Überprüfen Sie die Verfügbarkeit des gewünschten Namens im portugiesischen Handelsregister
  • Definieren Sie klar die Geschäftstätigkeit nach portugiesischen CAE-Codes (Classificação das Atividades Económicas)
  • Auch zukünftige Tätigkeitsbereiche sollten mit aufgenommen werden
  • Der Name kann auf Deutsch sein, muss aber mit “Lda.” enden

Schritt 3: Eröffnung eines portugiesischen Geschäftskontos

Für die Einzahlung des Stammkapitals und die Geschäftsaktivitäten:

  • Wählen Sie eine portugiesische Bank mit guten Konditionen für Geschäftskonten
  • Erforderliche Dokumente: Personalausweis, NIF, Adressnachweis
  • Vergleichen Sie die Gebührenstrukturen verschiedener Banken
  • Achten Sie auf Online-Banking-Optionen und internationale Überweisungsmöglichkeiten

Schritt 4: Erstellung des Gesellschaftsvertrags

Der Gesellschaftsvertrag (Pacto Social) ist die Gründungsurkunde des Unternehmens:

  • Muss von einem portugiesischen Anwalt oder Notar beglaubigt werden
  • Enthält Angaben zu Gesellschaftern, Stammkapital, Geschäftsführung und Unternehmensgegenstand
  • Kann auf Standardvorlagen basieren oder individuell gestaltet werden
  • Sorgfältige Formulierung ist wichtig für spätere Flexibilität

Schritt 5: Eintragung ins Handelsregister (Registo Comercial)

Die offizielle Anmeldung beim Handelsregister macht die Gesellschaft rechtsfähig:

  • Kann über die “Empresa na Hora” (Unternehmen zur Stunde) Dienststellen erfolgen
  • Dauert meist nur wenige Tage, manchmal sogar am selben Tag
  • Kosten liegen zwischen 350 und 500 Euro
  • Nach Eintragung erhält das Unternehmen eine eindeutige Registrierungsnummer (NIPC)

Schritt 6: Anmeldung bei Sozialversicherung und Finanzamt

Nach der Gründung sind weitere behördliche Anmeldungen erforderlich:

  • Anmeldung bei der portugiesischen Sozialversicherung (Segurança Social) innerhalb von 10 Tagen
  • Registrierung beim Finanzamt (Autoridade Tributária) für Steuerzwecke
  • Anmeldung bei der Arbeitsbehörde, falls Mitarbeiter beschäftigt werden sollen
  • Beantragung spezieller Lizenzen je nach Branche

ePortugal – One-Stop-Shop für Unternehmensdienstleistungen

Kosten einer Firmengründung in Portugal

Die Kosten für die Gründung eines Unternehmens in Portugal sind im europäischen Vergleich moderat:

Typische Gründungskosten im Überblick:

  • Anwaltliche Beratung: ca. 500–1.500 Euro (abhängig von Komplexität und Umfang)
  • Notarkosten: ca. 200–500 Euro (für Beglaubigungen und Verträge)
  • Handelsregistereintrag: ca. 350–500 Euro (je nach gewähltem Verfahren)
  • Bankgebühren für Geschäftskonto: ca. 100–200 Euro/Jahr
  • Stammkapital (Lda.): ab 1 Euro (empfohlen ab 1.000 Euro für Glaubwürdigkeit)
  • Übersetzungen von Dokumenten: ca. 100-300 Euro (falls erforderlich)
  • Steuerberatung für die Gründungsphase: ca. 300-800 Euro

Insgesamt ist mit Kosten zwischen 1.500 und 3.500 Euro für eine standardmäßige Lda.-Gründung zu rechnen, je nach individuellen Anforderungen und gewählten Dienstleistern.

Banco de Portugal – Informationen zu Geschäftskonten

Steuerliche Aspekte bei der Firmengründung in Portugal

In Portugal profitieren Unternehmen von vorteilhaften Steuerregelungen im Vergleich zu vielen anderen EU-Ländern:

Körperschaftsteuer (IRC)

  • Standard-Körperschaftsteuer: 21% auf den Gewinn
  • Reduzierter Satz von 17% für KMU auf die ersten 25.000 Euro Gewinn
  • Progressive Kommunalzuschläge (Derrama) von bis zu 1,5% möglich
  • Besondere Steuervorteile in Madeira (5%) und auf den Azoren (16,8%)

Steuerliche Anreize für Unternehmen

  • Steuervergünstigungen für innovative Unternehmen und F&E-Tätigkeiten (SIFIDE II)
  • Investitionsanreize in bestimmten Regionen und Branchen
  • Steuerliche Vorteile durch NHR-Programm (Non-Habitual Resident) für Geschäftsführer und Eigentümer mit 20% Pauschalsatz für bestimmte Einkünfte
  • Steuerbefreiungen für Dividenden unter bestimmten Bedingungen

Mehrwertsteuer (IVA)

  • Standardsatz: 23% (Festland), 22% (Madeira) und 18% (Azoren)
  • Reduzierte Sätze von 13% und 6% für bestimmte Waren und Dienstleistungen
  • Befreiungen für Exporte und innergemeinschaftliche Lieferungen

Internationales Steuerrecht

  • Klare Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Portugal und Deutschland
  • Teilnahme am automatischen Informationsaustausch
  • Möglichkeit zur Steueroptimierung durch geschickte Strukturierung

Eine frühzeitige und gründliche steuerliche Beratung durch Experten, die sowohl das deutsche als auch das portugiesische Steuersystem kennen, ist essentiell für eine optimale Steuerplanung.

Autoridade Tributária – Portugiesisches Finanzamt

Typische Fehler bei der Firmengründung in Portugal vermeiden

Bei der Unternehmensgründung in Portugal treten häufig folgende Fehler auf, die vermieden werden sollten:

Unklare Tätigkeitsbeschreibung

Problem: Zu eng gefasste Tätigkeitsbeschreibungen können spätere Geschäftsentwicklungen einschränken.

Lösung: Achten Sie darauf, Ihre Geschäftstätigkeiten präzise, aber ausreichend breit zu formulieren, um spätere Änderungen zu vermeiden.

Unzureichendes Stammkapital

Problem: Obwohl rechtlich 1 Euro ausreichend ist, kann ein zu geringes Stammkapital Probleme bei Banken und Geschäftspartnern verursachen.

Lösung: Ein realistisches Stammkapital erhöht Glaubwürdigkeit und Vertrauen. Mindestens 5.000 Euro sind empfehlenswert.

Fehlende steuerliche Planung

Problem: Unzureichende Steuerplanung kann zu verpassten Chancen und höheren Steuerzahlungen führen.

Lösung: Holen Sie sich frühzeitig steuerliche Beratung ein, um optimale Bedingungen zu nutzen, besonders in Bezug auf NHR-Status und Doppelbesteuerung.

Sprachbarrieren unterschätzen

Problem: Trotz vieler Englisch sprechender Personen sind offizielle Dokumente meist auf Portugiesisch.

Lösung: Arbeiten Sie mit zweisprachigen Beratern oder professionellen Übersetzern.

Kulturelle Unterschiede ignorieren

Problem: Die portugiesische Geschäftskultur unterscheidet sich von der deutschen.

Lösung: Informieren Sie sich über lokale Geschäftspraktiken und Kommunikationsstile.

DECO Proteste – Verbraucherschutzorganisation

Vergleich: Firmengründung in Portugal vs. Deutschland

Aspekt Portugal Deutschland
Gründungsdauer Wenige Tage bis Wochen Meist mehrere Wochen
Mindestkapital (GmbH) Ab 1 Euro möglich 25.000 Euro
Steuerbelastung Körperschaftsteuer ca. 21% Körperschaftsteuer ca. 30% (inkl. Gewerbesteuer)
Bürokratischer Aufwand Gering bis moderat Hoch
Förderprogramme Umfangreiche Fördermöglichkeiten Fördermöglichkeiten vorhanden
Sprache Portugiesisch (Englisch oft möglich) Deutsch
Gründungskosten Ca. 1.500-3.500 Euro Ca. 2.500-5.000 Euro
Sozialversicherungsbeiträge Niedriger (ca. 23,75% AG-Anteil) Höher (ca. 40% AG- und AN-Anteil)
Arbeitnehmerschutz Moderat Sehr hoch
Digitalisierung der Behörden Fortgeschritten Entwicklungsbedürftig

Diese Vergleichstabelle zeigt die wesentlichen Unterschiede, die bei der Entscheidung für einen Unternehmensstandort berücksichtigt werden sollten.

Deutsch-Portugiesische Industrie- und Handelskammer

Praktische Tipps zur erfolgreichen Firmengründung

Hier einige bewährte Ratschläge, die den Gründungsprozess in Portugal erleichtern können:

Beratung und Netzwerke

Wählen Sie sorgfältig lokale Berater aus, die Erfahrung mit internationalen Kunden haben. Idealerweise sollten sie sowohl Portugiesisch als auch Deutsch sprechen und die kulturellen Unterschiede kennen.

Nutzen Sie bestehende Netzwerke wie die Deutsch-Portugiesische Handelskammer, die wertvolle Kontakte und Unterstützung bieten kann.

Fördermittel und Finanzierung

Nutzen Sie Förderprogramme der portugiesischen Regierung oder EU-Mittel, um die Startkosten zu minimieren. Besonders in Bereichen wie Technologie, erneuerbare Energien und Tourismus gibt es attraktive Förderungen.

Prüfen Sie Finanzierungsmöglichkeiten über portugiesische Banken oder spezielle Programme wie die der Portugal Ventures oder 200M Co-Investment Fund.

Kulturelle Aspekte

Beachten Sie kulturelle Unterschiede in Geschäftspraktiken: In Portugal sind persönliche Beziehungen besonders wichtig, und Verhandlungen können länger dauern als in Deutschland.

Geduld und Flexibilität sind wichtige Tugenden im portugiesischen Geschäftsleben. Entscheidungsprozesse können anders ablaufen als in der deutschen Geschäftskultur.

AICEP Portugal Global – Agentur für Investitionen und Außenhandel

Spezielle Hinweise für deutsche Unternehmer

Deutsche Unternehmer sollten einige besondere Aspekte beachten, um in Portugal erfolgreich zu sein:

Steuerliche Besonderheiten

Machen Sie sich mit dem portugiesischen Steuersystem und lokalen Regularien vertraut. Das System unterscheidet sich in vielen Punkten vom deutschen Steuerrecht.

Prüfen Sie Optionen wie das „Residente Não Habitual”-Programm (NHR), um die persönliche Steuerbelastung zu reduzieren. Dieses Programm bietet Steuervergünstigungen für Neuansiedler über einen Zeitraum von 10 Jahren.

Vernetzung und Unterstützung

Nutzen Sie lokale und deutschsprachige Netzwerke wie die Deutsch-Portugiesische Handelskammer (AHK Portugal) für Kontakte und Unterstützung.

Besuchen Sie Branchenveranstaltungen und Networking-Events, um lokale Geschäftspartner und potenzielle Kunden kennenzulernen.

Standortwahl

Die Wahl des richtigen Standorts in Portugal kann entscheidend sein:

  • Lissabon und Porto bieten urbane Zentren mit guter Infrastruktur und Talentpool
  • Braga und Coimbra entwickeln sich zu Tech-Hubs mit guten Universitäten
  • Die Algarve ist attraktiv für tourismus- und lifestyle-orientierte Unternehmen
  • Madeira bietet besondere Steuervorteile in der Freihandelszone

Turismo de Portugal – Informationen für Tourismusunternehmen

Weiterführende Informationen und hilfreiche Kontakte

Für tiefergehende Informationen und Unterstützung können folgende Institutionen hilfreich sein:

Diese Institutionen bieten umfassende Informationen und praktische Unterstützung bei allen Aspekten der Unternehmensgründung und -führung in Portugal.

Startup Portugal – Informationen zum Startup-Ökosystem

Portugal bietet deutschen Unternehmern ein hervorragendes Umfeld für erfolgreiche Unternehmensgründungen. Mit niedrigen Steuern, schnellen bürokratischen Abläufen und attraktiven Förderprogrammen ist das Land ein idealer Standort innerhalb der EU. Wer gut vorbereitet ist und sich professionell beraten lässt, kann hier nachhaltige Geschäftserfolge erzielen.

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